Seit 2010 wendet sich Gerhard Kubassa, animiert durch das Besuchen mehrerer Kurse in Neumarkt an der Raab, vermehrt dem Bronzeguss zu. Der geschwungenen Linie grundsätzlich treu bleibend, kommt als ergänzendes Element die Auseinandersetzung mit der Kontur im Raum hinzu. In Werken wie Schraubfiguren (2010), Der Diener (2011) und Trinität (2011) steht nicht der plastische Körper im Vordergrund, sondern der „leere" Raum, der durch die Rillen entsteht. Diese „Air-Lines" (Luftlinien) werden zum eigentlichen Kunstgegenstand erhoben.
Wiederum handelt es sich dabei um eine einzige Linie, die Bewegung suggeriert. Diese schraubt sich einer Spirale gleich entweder nach oben (Schraubfiguren + Der Diener) oder folgt einer komplexen Lösung, indem sie die drei ausgestreckten Arme der Trinität umspielt, dabei jedoch immer wieder zur Mitte findet und somit die Aussage der Wesenseinheit der Dreifaltigkeit unterstreicht.
In Werken wie Das weinende Afrika (2010) oder Torso (2011) fungieren die Linien als „eingebrannte" Maserungen des Körpers und verdeutlichen das Gefühl von Schmerz. Sei es als sich in tiefen Furchen eingegrabene Träne in der Figur Das weinende Afrika oder als eine im Lendenwirbelbereich disharmonisch verwundene Linie, die ansonsten den Rest des Torso in gleichen Abständen ausgewogen umgibt. Der generelle Gegensatz zwischen den dunklen Rillen und der glatt polierten glänzenden Oberfläche in diesen Werken hat ein faszinierendes Wechselspiel von Licht und Schatten zur Folge und lässt die Oberfläche der Plastiken vergrößert erscheinen.
Im Arbeitsprozess ist es der Schritt der Umwandlung, der Kubassa fasziniert. Aus einem sehr leichten Material wie Styropor wird das Gussmodell geformt, in welches die Linien mit heißem Draht und Lötkolben eingebrannt werden. Im Verfahren der verlorenen Form (Ausschmelzverfahren im Bronzeguss) verflüchtigt sich das Werk vorübergehend, um schließlich als mehrere Kilogramm schwerer Bronzeguss wiederaufzuerstehen. Dieses Spiel mit den Materialien sowie die sich immer wieder erneuernde und zeitgleich hinterfragende experimentelle Herangehensweise kennzeichnen den Schaffensprozess des vielseitigen Künstlers.
Mag. Johanna Aufreiter, Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien 2014